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Von Rabeneltern und Hausmütterchen - ein sehr persönliches Statement

Autorenbild: yogasistasyogasistas

Aktualisiert: 24. März 2023

Von Barbara Hettegger


In den letzten Tagen habe ich viel über ein Thema nachgedacht und bin dann zu dem Entschluss gekommen: Wir sind noch nicht bereit für Gleichberechtigung! ☹☹☹

Zumindest wir in Hüttschlag!?

(Für alle die Hüttschlag nicht kennen das ist ein ca. 900 Einwohner:innen Ort im Großarltal – in den Salzburger Bergen.)

Obwohl, das stimmt nicht ganz - ICH wäre schon laaange bereit dafür und es wird langsam echt mühsam!


Noch eine Anmerkung am Beginn dieses Textes:

Ich bin eine sehr emotionale „Schreiberin“, wenn ich also jemanden zu Nahe trete dann möchte ich, dass ihr wisst, ich würde niemals jemanden verurteilen, weil er/sie Dinge so macht wie er/sie diese eben macht. Jede:r ist selbst für das eigene Glück verantwortlich! Und ich bin auch sehr gerne bereit in den Austausch zu gehen, weil ich andere Perspektiven verstehen und mir anhören möchte!

(Und ja, ich finde es sehr wichtig auch in der Sprache zu gendern! Denn Sprache bildet!)


Jetzt aber zum Kernthema:

Stichwort Nachmittagsbetreuung:

Ich denke das hat sehr viel mit Gleichberechtigung zu tun, denn nach wie vor gibt es bei uns in Hüttschlag kein Angebot dafür und so muss (ob gewollt oder nicht gewollt) jemand bei den Kindern zu Hause bleiben!

Ich habe lange Hin und Her überlegt wie es sein kann, dass die Nachmittagsbetreuung für die unter sechsjährigen von der Gemeindepolitik einfach abgelehnt wird obwohl es von Seiten der Eltern gebraucht würde und für die Kinder ab dem Volkschulalter immer noch kein Bedarf von Seiten der Familie da ist???


Ich bin zu folgendem Entschluss gekommen:


Hüttschlag ist noch nicht bereit für ein gleichberechtigtes Familienmodell!

Die Gemeindepolitik alleine kann ich da nicht in die Verantwortung ziehen (obwohl ich, nebenbei bemerkt keinerlei Unterstützung zu diesem Thema erfahren habe!), sondern die meisten Frauen, Männer und Familien wollen es selbst nicht!

Dann habe ich weitergedacht. Wie machen die anderen Familien das mit der Kinderbetreuung???? Entweder es bleibt ein Elternteil immer zu Hause etwa der Papa? (wer von euch hat da jetzt geschmunzelt?) oder die Mama? Oder sind immer Großeltern da????


Dann habe ich nochmal weitergedacht… Ist den Frauen eigentlich bewusst, wie sich das zu Hause bleiben oder ständige Teilzeitarbeiten auf ihr Einkommen und somit auf die Abhängigkeit von ihrem Mann auswirkt? Sind sie glücklich damit? Die einen wahrscheinlich schon, die anderen wahrscheinlich nicht.

Ich wäre totunglücklich, wenn ich nicht arbeiten könnte oder dürfte, ich liebe es!

Ich liebe es meinen Kindern zu zeigen wie sehr ich meine Arbeit mag und dass Geld verdienen auch zu einem guten Leben dazugehört! Arbeit kann echt viel Spaß machen!

Ich mag es auch sehr meinen Kindern ein gleichberechtigtes Elternhaus vorzuleben, denn ich möchte, dass meine Töchter wissen, sie haben die Wahl!!!

Ich liebe es auch sehr unabhängig zu sein, mein eigenes Konto und mein eigenes Geld zu haben!


Zu allen Frauen die sich wirklich aus tiefstem Herzen dafür entscheiden länger als ein Jahr zu Hause zu bleiben, möchte ich sagen auch davor ziehe ich den Hut – ihr leistet Großes und ich hoffe, dass diese Arbeit auch irgendwann finanziell entlohnt wird!

Dann kamen mir noch weitere interessante Gedanken in den Kopf geschossen:

Könnte nicht auch der Mann mal in Teilzeit gehen oder sich für einen oder zwei Nachmittage für die Kinder verantwortlich fühlen? Oder was wäre, wenn beide Elternteile Teilzeit arbeiten gehen würden??


Dann stellt sich aber wieder eine andere Frage: ist die Privatwirtschaft dazu bereit?

Und wer sagt, dass Männer den „wichtigeren“ Job machen?

Viele Frauen arbeiten im Handel, in pädagogischen Berufen, in der Pflege oder in der Gastro - Ach ja stimmt, da ist es wirklich nicht so schlimm, wenn die mal für einige Jahre weg sind, da gibt es eh Personal in Hülle und Fülle😉! Hauptsache die Wirtschaft läuft!!!


Gleichberechtigung bringt auch Vorteile für die Väter!

… und zwar MEHR qualitative Zeit mit den eigenen Kindern – somit die gleiche emotionale Bindung wie auch die Mutter häufig zu ihnen hat. Denn durch das gemeinsame Erleben des Familienalltages ist man präsent für die Kinder und gleichwertig als Bezugsperson! Außerdem – fühlen sich die Frauen ernstgenommen und sind meist viel ausgeglichener – die Paarbeziehung profitiert unglaublich davon!


Mein Mann und ich würden unsere Kinder jedenfalls sehr gerne für zwei Nachmittage in die Betreuung geben und das völlig ohne schlechtes Gewissen oder uns als "Rabeneltern" zu fühlen, denn ich bevorzuge es meine Zeit mit den Kindern qualitativ hochwertig zu nutzen also diese Zeit in der wir gemeinsam zu Hause sind wirklich gemeinsam zu verbringen ohne Stress, ohne Groll, ohne ständig was anderes im Kopf zu haben - DAS geht NUR wenn wir auch unsere Arbeit in Ruhe erledigen können!

Ich finde es ehrlich gesagt nicht viel besser, wenn die Kinder uns als Eltern ständig gestresst erleben und dann noch von einem Musikunterricht zum nächsten Sporttraining gebracht werden. Diese Kinder werden mit 90%er Sicherheit wieder gestresste Erwachsene! Und der Teufelskreis geht weiter!


Wie immer man sich auch entscheidet, man sollte es mit Überzeugung tun und die Familien die es anders machen bitte nicht verurteilen! Ich erlebe es nicht selten, dass vor allem Mütter über andere Mütter schlecht reden, warum auch immer? Eigentlich sollten wir mehr zusammenhalten uns Mut zusprechen und uns gegenseitig unterstützen!

Wer sind wir denn, dass wir uns anmaßen zu wissen was andere Kinder brauchen!


Habt KEIN SCHLECHTES GEWISSEN so oder so!


Hier noch ein paar Fragen an die Leser:innen mit Kindern:

- Wer von euch bleibt zu Hause, wenn die Kinder krank sind?

- Wer macht die Jause in der Früh?

- Wer weckt die Kinder?

- Wer macht Hausübung mit den Kindern?

- Wer fährt mit den Kindern zu den Arztterminen?

- Wer hat alle Termine der Kinder im Kopf?

- Sind Mama UND Papa in der Eltern -WhatsApp Gruppe?

- Wer macht den Haushalt? Wer kocht? Wer macht den Garten?

- Wer packt die Sachen für den Urlaub?

- Wer kauft ein?

- Wer geht zu den Elternabenden?

- Wer organisiert die Geburtstagsfeiern der Kinder?

- …


Mein Mann und ich haben es geschafft auf ca. 50 zu 50 (mal die/der mehr oder weniger) zu kommen, es war nicht immer einfach – aber dafür haben wir beide uns entschieden und ich bin echt stolz darauf!

Wir ALLE haben es selbst in der Hand wie unser Lebensmodell aussehen soll!


Hier möchte ich mit einem Zitat von Simone de Beauvoir abschließen:


Frauen die nichts fordern werden beim Wort genommen, sie bekommen auch nichts.


Statt Frauen könnte man auch Menschen einsetzen, finde ich!


Alles Liebe,

Barbara



 
 
 

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