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Futter und Liebe für meine „Mitte“

Aktualisiert: 22. Jan. 2022

Von Andrea Maria


Ich starte heute mit einer ziemlich persönlichen Frage: Wie geht es dir mit deiner Verdauung? Welch großes Geschenk eine gut funktionierende Verdauung ist, wissen vermutlich jene unter euch Leser:innen am besten, für die es nicht selbstverständlich ist einfach zu essen und zu trinken worauf man Lust hat, weil z.B. Krankheiten, Allergien oder Intoleranzen vorliegen. Ich kenne diese Situation nur zu gut! Vor einiger Zeit war ich an dem Punkt, an dem ich kaum noch Essen vertragen habe – mir war ständig übel, ich hatte extreme Verdauungsstörungen, war geschwächt, verlor an Körpergewicht. Ich habe teilweise nur noch Reis und leicht verträgliches Gemüse zu mir genommen. Es kam soweit, dass ich Angst vorm Essen hatte, obwohl ich doch immer so gerne gegessen hatte. Mich plagten große Unsicherheiten: „Was ist mit mir los?“, „Habe ich eine schlimme Krankheit? Krebs?“, schoss es mir durch den Kopf. Nachdem ich schulmedizinisch alles abklären ließ, kam ich gemeinsam mit einer Ernährungsberaterin nach jahrelanger Tortur auf eine Lösung: Histaminintoleranz (HIT). „Oh Mann! Ausgerechnet Histamin!“, bemitleidete ich mich selber. Eine HIT ist nämlich echt tricky, da Histamin eigentlich in allen Nahrungsmitteln enthalten ist und ein Überschuss an Histamin im Körper auch durch andere, teils unkontrollierbare Faktoren wie z.B. Stress entstehen kann. Hier soll es nun aber nicht um die Histaminunverträglichkeit an sich gehen, sondern darum, auf welchen Weg mich diese gebracht hat.


Nach der Erkenntnis, dass ich es mit einer Histaminunverträglichkeit zu tun habe, war ich einerseits „dankbar“, weil ich nun wusste, worauf ich achten sollte, andererseits wollte ich mich nicht damit zufrieden geben, dass mein Zustand so bleibt. Ich lief von Pontius zu Pilatus, gab enorm viel Geld aus, z.B. für Nahrungsergänzungsmittel und Therapien – die Verzweiflung war einfach zu groß! Schlussendlich kam ich auf die Ernährung nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM).


Wie geht’s der Mitte?


In der TCM gibt es eigentlich keine Nahrungsmittelunverträglichkeiten, solche Symptome haben – um es sehr vereinfacht auszudrücken – generell mit einer schwachen „Mitte“ zu tun. Was bedeutet das genau? Wenn in der TCM von der sogenannten „Mitte“ die Rede ist, sind vorrangig die Organe Milz und Magen sowie die weiteren Organe drumherum gemeint (Niere, Leber, Gallenblase, Herz, Lunge …). Der Zustand deiner „Mitte“ sagt sehr viel über dein Gesamtbefinden aus. Du kennst vielleicht das Sprichwort: „Du bist, was du isst“ - dem stimmt die TCM nicht so ganz zu, sondern eher dem Zitat: „Du bist, was du verdaust.“


Ok, ich beschloss also, mich ab nun besonders um die Stärkung meiner „Mitte“ zu kümmern. Was mir zu jenem Zeitpunkt noch nicht wirklich bewusst war, ist, dass dieser Weg in meinem Fall auch Geduld abverlangt. Denn, die HIT und meine schwache Mitte klopften auch nicht von einem auf den anderen Tag an die Tür, sondern schlichen sich über Jahre hinweg aufgrund von Ernährungsfehlern, Essstörungen, Krankheiten, Diäten und vielleicht noch einigem mehr ein. Trotzdem war für mich klar, dass ich diesen Pfad weitergehen werde. Dieses jahrtausendealte Wissen aus der TCM ist so logisch, präventiv und gesundheitsfördernd bzw. -erhaltend und kann zu einer Heilung führen bzw. beitragen. Wobei ich hier ganz deutlich erwähnen will, dass dies alles natürlich keine notwendige medizinische Behandlung ersetzt! Bei dieser Gelegenheit oute ich mich als Fan der Komplementärmedizin, z.B. TCM oder Ayurveda kombiniert mit moderner Schulmedizin.


Ich habe mir dann auch gleich eine Allgemeinmedizinerin mit Schwerpunkt TCM gesucht und ließ mich von ihr 14-tägig mit Akkupunkturnadeln picksen und gönn(t)e mir Tuina-Massagen. Außerdem war und ist Yoga ein ständiger Begleiter, der es schafft, mich immer wieder in die Balance zu bringen. Was ich nämlich dann endlich checkte: Wohlbefinden und damit zusammenhängend eine gute Verdauung haben mit Ganzheitlichkeit zu tun: Wie gestalte ich mein Leben? Wie ernähre ich mich? Was nährt mich neben Lebensmitteln noch? Atme und spüre ich gut in mich hinein? Achte ich auf meine Bedürfnisse? Und und und …


Das Feuer am Lodern halten


Meine Ernährung stellte ich so um, dass ich fast ausschließlich warme, bekömmliche Mahlzeiten zu mir nahm – warmes Frühstück, gekochtes Mittag- sowie Abendessen. Und ich achtete besonders auf meine Eiweißversorgung. Alleine durch das warme, ausgewogene Frühstück merkte ich, wie die Energie langsam zurückkehrte und ich mich von Tag zu Tag gesünder und vitaler fühlte. Als ich damit anfing, dachte ich mir, dass ich mir vielleicht zwei oder drei Mal pro Woche ein warmes Frühstück zubereiten werde … mittlerweile mache ich es täglich, weil ich es nicht mehr missen möchte, und es macht so richtig Spaß, dabei kreativ zu sein. Wenn es dann doch mal Tage gibt, an denen ich nicht warm frühstücke, geht es mir richtig ab und ich freue mich schon auf den nächsten gekochten Porridge. Übrigens: In einer Essensthermo super zum Mitnehmen, genauso wie Suppen oder Eintöpfe!


In der TCM-Ernährung geht es vorrangig darum, unsere „Mitte“, unser Verdauungsfeuer zu stärken und unser Qi (die Lebensenergie) im Fluss zu halten. Hier ist aus eigener Erfahrung eine typgerechte Ernährung Gold wert. Dabei kommt man am sogenannten „Kochtopfmodell“ nicht vorbei: Die Milz und der Magen repräsentieren den Kochtopf, die Nieren sorgen für das Feuer, auf dem der Kochtopf steht. Und dieses (Verdauungs)Feuer wollen wir am Lodern halten, um gesund zu sein und zu bleiben. Essen oder trinken wir nun oft kalte Nahrungsmittel wie Rohkost (Achtung: Brotmahlzeiten!), muss unsere Mitte das Essen erst erwärmen, bevor es verdaut werden kann – dabei wird enorm viel Energie ("Nieren- bzw. Verdauungsfeuer") verbraucht und es kann sein, dass wir sprichwörtlich auskühlen. Hier ein Beispiel: Wie fühlt es sich an, wenn du eine rohe Karotte mit einem Käsebrot isst? In der Hektik des Alltags vergessen wir zudem meistens, gut zu kauen. Wie spürst du die rohe Karotte und das Käsebrot im Magen? Ist dir kalt oder warm? Wie geht’s dir danach? Und nun stell dir im Vergleich dazu vor, wie sich eine warme Gemüsesuppe anfühlt … Na? Merkst du den Unterschied?


Jedenfalls kann ich nun für mich folgendes Resümee ziehen: Durch die Ernährung nach der TCM geht es mir um Welten besser, ich fühle mich endlich wieder vital und gesund und ich habe KEINE Angst mehr vorm Essen – Nein, ich genieße wieder so richtig! Wobei ich noch nicht ganz dort angekommen bin, wo ich gerne hinmöchte … Aber das passt, denn ich weiß, mein Ziel ist nicht mehr in allzu weiter Ferne! Mittlerweile kann ich sogar sagen, dass ich „dankbar“ bin für das, was ich in Bezug auf meine Nahrungsmittelunverträglichkeiten und meine weiteren Wehwehchen erlebt habe, denn ich habe meinen Körper auf diese Weise extrem gut und neu kennen gelernt, ich kann nun die Signale besser deuten und höre intuitiver denn je auf ihn. Und dieser ganze Prozess hat mich auch dazu geführt, dass ich im Herbst 2021 mit der Ausbildung „Integrative Ernährungsexpert:in“ bei Claudia Nichterl begonnen habe. Ich will nämlich auch andere Menschen dabei unterstützen und sie ermutigen, mit einer guten und vollwertigen Ernährung ihre Lebensqualität und ihr Wohlbefinden zu steigern. Und Essen kann so unglaublich schön und genussvoll sein, ich würde fast schon sagen: Essen ist Liebe!


Das Leben ist so viel leichter, wenn unsere "Mitte" stark und gesund ist. © Kindel Media von Pexels


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